Wo die Trails den Himmel berühren

Das Mountainbike gleitet über einen schmalen Singletrail, links und rechts geht es steil bergab. Weiter oben ist nur noch Himmel. Harald Philipp befährt einige der schönsten und höchsten Berge da draußen.  Um die zu erreichen, trägt er sein Rad oft einige tausend Höhenmeter hinauf.  „BikeBergsteigen“ nennt er seine Sportart und schwärmt davon mit leuchtenden Augen. Im Interview erklärt uns Harald, was genau es damit auf sich hat – und warum der Espressokocher im Gepäck nie fehlen darf.

Hallo Harald, du bist BikeBergsteiger. Was bedeutet das genau?
BikeBergsteigen ist die Grenze zwischen Alpinismus und Radsport. Es geht darum, Gipfel und alpine Steige zu befahren, abwärts zumindest. Bergauf tragen wir die Bikes meist.

Wo liegt der Unterschied zum normalen Mountainbiken?
Das Hochtragen ist wohl der deutlich sichtbarste Unterschied. Grundsätzlich steht aber auch eine ganz andere Philosophie dahinter. Die meisten Radsport-Disziplinen sind immer irgendwie Rennsport, und das gibt es bei uns gar nicht. BikeBergsteigen ist ein Abenteuer, das man mit Freunden teilt.

Was ist das schönste am BikeBergsteigen? Die Vorfreude, der Aufstieg, der Gipfel oder die Abfahrt?
Alles zusammen! Bei der Planung fängt es bereits an. So ein Bergprojekt zu entwickeln braucht Vorbereitung, damit steigt die Spannung und die Vorfreude. Der Aufstieg ist auch etwas sehr Schönes, da haben wir alles gute vom Wandern, bis auf den lästigen Abstieg. Die Abfahrt ist dann die Krönung.

Würdest du sagen, du hast BikeBergsteigen erfunden? Wie hast du damit angefangen?
Nein, erfunden habe ich es nicht. Das Fahrrad in die Berge mitzunehmen gibt es schon viel länger als mich und den Begriff dafür. Für mich waren es damals Picco (Innsbrucker Bergführer und Radlpionier) und seine Freunde, die mich zu den ersten Hochtouren mitgenommen haben. Danach war ich angefixt und habe immer mehr eigene Touren unternommen.

Ein unhandliches, schweres Gerät mit zwei großen Rädern auf einen Berg schleppen – sieht eher ungemütlich aus. Hast du eine geheime Technik?
Zum Glück sind moderne Bikes aus Alu oder Carbon. Das macht es leichter. Wenn man das Bike mit dem Unterrohr parallel zu den Schultern trägt ist es ertragbar, und mit der Zeit gewöhnt man sich dran.

Die Trails in deinen Videos sehen paradiesisch aus. Wie findest du besonders schöne Wege und Gipfel?
Ich verbringe viel Zeit über Wanderkarten.

Der schönste Ort, an dem du mit deinem Bike je warst?
Brenta. Immer wieder die Brenta Dolomiten.

Thema Ausrüstung: Eine kleine Sache die am Berg nicht fehlen darf?
Die Bialetti Kaffee Maschine. Ich habe sogar einen Flaschenhalter, wo das gute Ding rein passt.

Lieblings-Snack am Berg?
Tiroler Speck.

Du hast mit Sea of Rock und Into Thin Air zwei sehr schöne und bekannte MTB-Filme gedreht. Gibt es bald einen nächsten?
Ja, unser Island-Film kommt nächste Woche online. Der ist aber genau genommen kein BikeBergsteigen, sondern ein Abenteuer ganz anderer Art.

Welchen Rat hast du für Mountainbiker, die gern mit BikeBergsteigen anfangen möchten?
Der Trail fängt meist nicht dort an, wo der Forstweg aufhört, sondern weiter oben. Hochtragen und Hinterrad-Versetzen sind die zwei Schlüssel.

Mehr Infos zu Harald und seinen Abenteuern gibts auf summitride.com

© Uta Philipp I Alpenpano

© Uta Philipp I Alpenpano

© Uta Philipp I Alpenpano

© Uta Philipp I Alpenpano

© Uta Philipp I Alpenpano

Und wo fährst du als nächstes hin?

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Fotos: Uta Philipp I Alpenpano
Portrait: Sebastian Doerk I infinitertrails