Einen Monat vor dem Start des Ultralangstrecken-Rad-Events „Race Around Rwanda“, stand Eleonora Balbi, Customer-Support-Assistentin bei komoot, vor einer Entscheidung: Alle ihre geplanten Winterveranstaltungen in Europa waren entweder abgesagt oder verschoben. Sollte sie die Last-Minute-Einladung zu dieser Veranstaltung in Ruanda annehmen oder sollte sie riskieren, auf unbestimmte Zeit, ohne Aussicht auf Touren oder Veranstaltungen, demotiviert zu Hause ihre Runden zu drehen?
Drei Wochen später fand sie sich in Kigali, der Hauptstadt von Ruanda wieder. Sie hatte eine Woche, um sich an das schwüle tropische Klima zu gewöhnen, bevor es aufs Rad ging, war aber, was das Training anging, nicht gerade gut vorbereitet. Aber das machte Eleonora keine Sorgen: Als erfahrene Ultralangstrecken-Fahrerin war sie jetzt schon zum zweiten Mal in Folge bei der Veranstaltung dabei. Dazu kam, dass deren Format aufgrund der örtlichen Corona-Beschränkungen von einem Rennen zu einer Bikepacking-Reise geändert wurde. Eleonora freute sich darauf, die Atmosphäre der Veranstaltung zu genießen, ohne sich zu viele Gedanken über das Ergebnis zu machen.
Carboloading mit Seeblick
Mit verändertem Konzept und neuem Namen wurde die „Journey Around Rwanda“ ihrem Namen mehr als gerecht. Das Tempo war im Vergleich zu anderen Rennen gemütlicher, und so hatten Eleonora und die anderen Teilnehmenden auf dieser sechstägigen Reise mehr Zeit, Ruanda selbst zu genießen. Es gab lange Mittagspausen, um der sengenden Hitze zu entgehen, und dazu hervorragendes Essen, das laut Eleonora perfekt zu den Bedürfnissen des Radfahrens passte: Reis, Kartoffeln und Bohnen waren praktisch bei jeder ihrer Mahlzeiten dabei. Und diese Mahlzeiten gab es – völlig ungewohnt für Ultraracer, die normalerweise auf dem Rad essen, um Zeit zu sparen – am Buffet zum Festpreis. Einmal sogar mit Ausblick auf den Kiwusee.
Egal, ob beim Essen mit Seeblick oder beim Radfahren auf den gut gepflegten Asphaltstraßen, Ruanda hat landschaftlich viel zu bieten und ist ganz anders, als man sich in Europa für gewöhnlich Afrika vorstellt:
„Ich hatte ein trockenes Land erwartet, mit staubigen Straßen voller Schlaglöcher. Aber ich stellte schnell fest, dass Ruanda wirklich grün ist, mit endlosen Hügeln auf denen Reis, Tee und Gemüse wachsen.“
Waden (und Nerven) aus Stahl
Grüne Hügel, glatter Asphalt – und Fahrräder. Wer als Radfahrerin oder Radfahrer Ruanda besucht, bemerkt unweigerlich die schiere Menge an schweren Eingangrädern (immer vollbeladen mit Feuerholz oder anderen Lasten) und die starken, fröhlichen (und offenbar furchtlosen) Männern, die auf ihnen unterwegs sind. „Ich habe gesehen, wie Radfahrer ohne Bremsen steile Berge hinuntergefahren sind – sie halten einfach den Fuß auf den Boden, wenn sie stoppen wollen. Das Beeindruckende daran ist, dass sie auf diesen Rädern richtig schnell sind, vor allem, weil es nie wirklich flach ist. An einem Anstieg fuhr so ein ruandischer Typ neben mir wie eine Art Schrittmacher. Nachdem wir knapp fünf Kilometer zusammen den Berg hochgefahren waren, sagte er grinsend:
‚Hey Sista. Good bike, but you slow!‘„
Das Gefühl, ganz klein zu sein angesichts der Stärke eines Menschen auf einem Rad mit einfachster Technik, wechselte sich bei Eleonora ab mit dem Gefühl, etwas Besonderes zu sein: „Manchmal fühlte ich mich wie eine Prominente, wenn ich durch die kleinen Dörfer fuhr. All die kleinen Kinder, die hinter mir herliefen, mich anfeuerten und versuchten, mit mir Schritt zu halten.“

Drei Dinge waren es, die Eleonora in den Augen der Kinder so außergewöhnlich machten: Sie ist eine Frau, sie ist weiß und sie fährt ein Fahrrad zum Spaß. So etwas sieht man im ländlichen Ruanda nicht sehr oft. Überhaupt sieht man nur selten Frauen auf Fahrrädern, und noch seltener sieht man Menschen, die rein aus Vergnügen Rad fahren. Für Eleonora „scheint für die meisten Ruander das Fahrrad eine Möglichkeit zu sein, alle möglichen Dinge zu transportieren. Das Rad ‚zum Spaß‘ zu verwenden ist ein sonderbares Konzept.“ Das heißt nicht, dass Radfahren als Sport nicht existiert – viele Menschen in Ruanda haben nur noch nie davon gehört.

Die Helden des Profi-Teams
Das Profi-Radteam Team Africa Rising ist im internationalen Radsportzirkus unterwegs. Es wird von der ruandischen Regierung finanziell unterstützt und von der Bevölkerung rund um das Trainingszentrum in Musanze bewundert. „Es war supercool zu sehen, dass die einheimischen Profi-Fahrer hier in Musanze echte Helden sind. Alle Kinder und alle Erwachsenen kennen sie und wenn sie anhielten, wollten die Kinder die Wasserflaschen für sie auffüllen.“

Was diese Helden ausmachte, konnte Eleonora selbst erfahren: „Am ersten Tag fuhren wir in einer Gruppe. Als ich zurückfiel, ließ sich der jüngste der ruandischen Fahrer, Jean-Eric Habimana, ebenfalls zurückfallen und sorgte dafür, dass ich an seinem Hinterrad wieder zu den anderen aufschließen konnte.“ Als Eleonora ihm ein Kompliment für seine Leistung machte, wies er es nicht einfach mit einem Achselzucken zurück, sondern brachte die Dinge ins richtige Verhältnis: „Er sagte ganz ruhig, dass das für ihn Tagesgeschäft sei und dass er täglich trainiere, um schneller zu sein, als andere.“
Sonnenaufgang auf dem Rad
Ob mit oder ohne freundliche Profis, Eleonora hatte eine tolle Zeit in Ruanda. Und das Land abseits von Rennbedingungen zu erleben, war für sie eine ganz besondere Erfahrung. Durch die Sperrstunde von 18 bis 4 Uhr hatte sie größere Freiheit beim Planen ihrer Fahrten, inklusive der Zeit, zu der sie losfuhr und ihres Tagestempos. Am liebsten nahm sie ihre Fahrten ganz früh morgens in Angriff, besonders nach einer erholsamen Nacht.
„Ich genieße die Morgenstunden auf dem Rad, wenn ich vor allen anderen auf bin, die Straßen für mich alleine habe und dann langsam mitbekomme, wie der Rest der Welt aufwacht. Wenn ich die Vögel höre und die Sonne aufgehen sehe, gibt mir das eine Menge Energie für den Rest des Tages. Außerdem wollte ich nicht hetzen müssen, um das Hotel rechtzeitig vor 18 Uhr zu erreichen. Durch das frühe Aufstehen hatte ich mehr Zeit, den Tag auf dem Rad zu genießen.“

Es sind diese Momente, die Eleonora von Ruanda in Erinnerung bleiben. Deshalb empfiehlt sie unbedingt, dieses Land zu besuchen und dort Rad zu fahren.
Die Bikepacking-Logistik auf einen Blick
Die Packliste
Wie der ursprüngliche Name sagt, ist das „Race around Rwanda“ ein typisches Ultralangstreckenrennen, und Eleonora hatte entsprechend gepackt: „Ich mag es gerne minimalistisch bei den Sachen, die ich mitnehme, also hatte ich nur eine kleine Satteltasche und eine kleine Rahmentasche an meinem Rad.“ Und das hatte sie in ihre zwei Taschen gepackt:
- Sonnenschutz
- Reparaturset mit Ersatzschläuchen, Pumpe, Reifenhebern, Werkzeug, Kabelbindern, Isolierband, Kettenöl und ein paar Feuchttüchern
- Ersatz-Trägerhosen
- Arm- und Beinlinge
- Regenjacke
- Unterwäsche für die Nacht (Für Uneingeweihte: Radhosen werden ohne Unterwäsche getragen)
- Zahnbürste und Zahnpasta
Andere packten auch Kleidung zum Wechseln ein, aber Eleonora ist schon erfahren darin, jeden Tag die gleiche Kleidung zu tragen und bemerkt mit einem Augenzwinkern, dass man sich nach ein paar Tagen sowieso selbst nicht mehr riecht.
Routenplanung und Navigation
Komoot war offizieller Partner für Routenplanung und Navigation bei der Veranstaltung, deshalb nutzten es alle, um die GPX-Daten herunterzuladen. Sie nutzten komoot auch, um ihre Route anzupassen und ihre Tagesstrecken weniger anstrengend zu machen und um potenzielle Abkürzungen zu finden. Eleonora nutzte komoot vor allem, um das Höhenprofil für den nächsten Tag zu checken, damit sie wusste, was sie erwartete und wie viele Anstiege sie zu bewältigen hatte.
Für die Navigation verwendete Eleonora einen Garmin Edge 530. „Ich habe mein komoot-Konto mit meinem Garmin-Konto verbunden, so war das Synchronisieren der Touren supereinfach. Alles, was ich brauchte, war mein Telefon und eine Internetverbindung.“ Die Veranstalter gaben allen Teilnehmenden eine lokale SIM-Karte mit ein wenig Datenvolumen, sodass sie jederzeit ihre Touren synchronisieren konnten, auch unterwegs. „Ich habe meinen Garmin jeden Abend im Hotel aufgeladen und der Akku hat locker einen ganzen Tag durchgehalten.“
Übernachtung
Für das „Race Around Rwanda“ hatte Simon, der Organisator des Rennens, allen Teilnehmenden eine E-Mail mit Informationen zu Übernachtungsmöglichkeiten entlang der Strecke geschickt. Er organisierte die Hotels im Voraus und gab die Adresse jedes Hotels am Morgen bekannt. So konnten alle ihren eigenen Zeitplan aufstellen – wann sie abfahren oder ankommen wollten, solange es sich mit der vereinbarten Sperrstunde vertrug.
Eleonoras Tipps zum Bikepacking in Ruanda
- Bring einen Ersatzschlauch mit
- Trink ausreichend Wasser und pass auf die Sonne auf
- Versuch, ein paar Worte Kinjaruanda zu lernen, der Hauptsprache Ruandas, denn alle freuen sich, wenn sie sich mit dir unterhalten können.
Die ganze Route mit allen Tagesstrecken und den Reiseberichten von Eleonora findest du in ihrer Collection zur Journey around Rwanda bei komoot.
Fotos von Nils Laengner
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