Mit dem Rad die Alpen überqueren. Die meisten ambitionierten Radfahrer haben irgendwann einen solchen Gedanken. Urlaub nehmen, bergauf, bergab, Brotzeiten, Traum-Blicke, Pausen an Bächen, irgendwo läutet eine Kuhglocke…
Das Team von 8bar stellt sich das ganze etwas radikaler vor. Vier Fahrer. Vier Tage. 400 Kilometer. 4.000 Meter bergauf. Und das alles mit einem starren Gang. Die Alpen mit dem Bahnrad (oder auch Fixed Gear Bike) überwinden, ist das möglich? Diese Frage hat das Berliner Team seit dem Frühjahr nicht mehr in Ruhe gelassen. Letztendlich gibt es nur einen Weg um es herauszufinden: Machen.
Das Team ist gut vorbereitet, trainiert regelmäßig zusammen, fährt lange und schnelle Touren. Ihre Räder von 8bar haben sie, im Vergleich zum Alltagsgebrauch, kaum verändert. Sie wollen sich nicht zu viele „Vorteile“ verschaffen, sonst könnten sie die Tour auch auf Rennrädern mit 20 Gängen machen. Die Route haben sie sich mit komoot zurechtgelegt. Es kann losgehen.
Die Alpen rücken näher. Vorfreude wird zu Aufregung, Aufregung zu ersten Zweifeln. Keine Zeit für Zweifel, der Berg ruft. Die vier legen los. Sie haben wie gewohnt ein ordentliches Tempo drauf, nur ist das hier nicht das Berliner Umland, sondern eine Alpenüberquerung. Schnell merken sie: Die „leichte“ Übersetzung mit 48/19 Zähnen an den Ritzeln ist für Berliner Hügel super, für die Alpen eher so lala. Leichter wird es aber nicht. Zähne zusammenbeißen und an der guten Laune des Teams festhalten. Das Ziel vor Augen, eine Steigung nach der anderen nehmen, jeden Tag aufs Neue. Die Beine melden sich immer wieder, bis sie einen dann dauerhaft anschreien und um Gnade winseln. Keine Gnade, nicht bei dieser Steigung, nicht heute, nicht morgen. Frei nach Jens Voigt heißt es „shut up legs“, absteigen und schieben ist keine Option. Irgendwann stellt sich der Autopilot ein. Die Beine treten weiter, der Kopf macht nicht mehr viel – kurz schwarz vor Augen, wieder da. Geschafft.
Jetzt geht es bergab, Entspannung für Radfahrer – nur nicht für die, die mit starrer Nabe unterwegs sind. Bergab gilt es die Geschwindigkeit mit purer Beinkraft zu kontrollieren, wenn nötig das Hinterrad durch gegenhalten blockieren, das sogenannte Skidden. Der Berg zerrt an den Klickpedalen. Je schneller man wird, desto schneller rotieren auch die Pedale. Trittfrequenzen im Grenzbereich. Bloß nicht die Kontrolle verlieren. Man spürt plötzlich Muskeln, die der Anstieg vorerst verschont hatte. In den Alpen gibt es keine Schonzeit für das 8bar Team und sein Material. So geht es vier extreme Tage lang.
Letzter Tag, der Himmel ist grau, die Beine am Limit, bergab, Serpentine für Serpentine. Plötzlich ist alles vergessen, keiner redet, Stille. Der Gardasee zeigt sich das erste Mal.
Es ist geschafft. Es ist möglich.
Eine ausführlichen Bericht der vier Fahrer gibt es auf dem 8bar Blog.
Das Team wurde von Joni Zaza und seiner Kamera begleitet. Der Film soll ende des Jahres fertig sein. Wir freuen uns darauf und auf weitere beeindruckende Fahrten des 8bar Teams.
Photos: Joni Zaza