Yalla yalla ya patata – auf den Holy Trails Israels

Komoot Community Managerin Manu ist begeisterte Mountainbikerin und hat kürzlich ihren Urlaub genutzt, um die Wüsten-Trails Israels zu erkunden. Natürlich hat sie ihre spannende Reise für komoot festgehalten.

Flowige Wüstentrails in Bilderbuch-Kulisse. Technische Endurolines rund um eine geschichtsträchtige Weltmetropole. Imposante Felsformationen, die Utah-Feeling aufkommen lassen. Kulinarische Highlights an jeder Ecke. Ein Land, in dem Gastfreundlichkeit groß geschrieben wird. Eine wahnsinns motivierte lokale MTB Community. Und 3 Mädels aus den Alpen mittendrin: mit dem MTB auf den Holy Trails Israels. 

Langsam lasse ich meinen Blick schweifen, um diese einmalige Stimmung aufzusaugen. “Keine Kamera kann das festhalten”. Unwirklich. Wir, mitten im Nirgendwo. Umgeben von nie enden wollender Wüste. Mit unseren Bikes. Einzig ein ewig langer Flowtrail zieht sich durch die Wüstenlandschaft. Genial.

Aber von Anfang an: Bereits im Frühjahr stand für Lena, Sabine und mich fest, dass wir dieses Jahr unsere Bikesaison verlängern wollen, bevor die Skisaison startet. Wir hatten einige Ziele im Kopf, doch nach etwas Recherche – vor Allem die Videos der Wüstenrides haben uns in den Bann gezogen – entschieden wir einstimmig für Israel. Ein fremdes Land mit dem MTB zu erkunden ist etwas ganz besonders. Vor allem dann, wenn man mit Freunden unterwegs ist, die dieselbe Leidenschaft mit dir teilen. Nahostkonflikt, Terroristen, Anschläge – ja, die negativen Meldungen aus Israel gingen auch an uns nicht vorbei, was wir vor Ort aber erleben durften, ergab ein ganz anderes Bild von Land und Menschen!

Let the Adventure begin!

Unsere Anreise mit Bikebags nach Tel Aviv verlief super easy – ein Mietauto zu bekommen, wo die Bikes reinpassen war da schon schwieriger: Nach zweistündigen Erklärungsversuchen, warum nach unserer Mietauto-Buchung eines VW Caddy eine Limousine für uns kein “upgrade” ist, tuckerten wir kurz darauf mit einem riesigen Neusitzer-Bus durch den Verkehr Tel Avivs. Hupen gehört hier zum guten Ton, überholt wird von allen Seiten, egal wie eng es wird.

Nachdem wir unsere Bikebags für die Zeit des Aufenthalts im nahe gelegenen Bikeshop gestored hatten, verbrachten wir den Rest des ersten Tages in Tel Aviv. Was für eine imposante Stadt: unzählige Street Art Kunstwerke, chillige Strände, hippe Bars und Kunstläden und eine ungezwungene Stimmung!

XC Rides im Norden: Misgav, Mishmar HaEmek& Ben Shemen Forest

Die ersten drei Tage wollten wir uns dem Norden widmen. Das Trail-Netzwerk in Misgav ist für alle Mountainbiker, die den Norden Israels kennen lernen wollen, mit Sicherheit ein Muss – ein Cross Country Paradies, das auch den Enduristen unter den Bikern richtig viel Spaß bereitet. Auch Mishmar HaEmek bietet einen perfekten Playground: kurze Anstiege und ausgezeichnete mittelschwere Trails, einige schöne Drops, Felspassagen und Northshoreelemente in remoter Umgebung lassen das Bikerherz höher schlagen!

Vor unserem Trip hat Sabine bereits mit der israelischen Endurofahrerin Noga Korem Kontakt aufgenommen, die uns reichlich Tipps mitgegeben hat: So wussten wir auch, dass der Bike Demo Day in Ben Shemen stattfand – und wow, wir waren richtig beeindruckt, wie groß die Bikeszene in Israel ist. Das Ben Shemen Bike Festival ist “the place to be” um mit der lokalen MTB Community in Kontakt zu kommen! Wir konnten es nicht glauben, wie offen und hilfsbereit die lokale Szene war – unzählige Tipps und Angebote, uns die besten Trails des Landes zu zeigen, das konnten wir natürlich nicht ausschlagen! Ben Shemen bietet aber auch eine Vielzahl an Cross-Country-Möglichkeiten, die wir uns natürlich nicht entgehen ließen und uns so richtig auspowerten. Fazit: SO macht XC Spass!

Exploring Jerusalem mit den Locals

Jerusalem verursacht unwillkürlich überwältigende Emotionen – eine unglaubliche Mischung aus Religionen, Kulturen, Aromen. Vom Sonnenuntergang am Freitag bis zum Sonnenuntergang am Samstag wird Sabbat gefeiert – und was man kurz davor hier erlebt ist einmalig: Alles ist laut und bunt, es herrscht reges Treiben –- vor allem auf dem bekannten Mahane Yehuda Market. Innerhalb nur kurzer Zeit, sobald offiziell Sabbat beginnt, wird es ganz plötzlich friedlich und ruhig in Jerusalem: die Restaurants schließen und die Straßen sind wie leergefegt – so etwas muss man einmal erlebt haben.

Das Herz der Altstadt ist von einer Mauer umgeben und in einzelne Viertel unterteilt: das jüdische, das armenische, das christliche und das muslimische. Hier befindet sich auch die Klagemauer, die viele Gläubige täglich besuchen, um ihre Gebete zu sprechen und Zettel mit Wünschen zwischen den gewaltigen Steinblöcken zu hinterlassen. Für viele Juden ist die Mauer ein Symbol für den Bund Gottes mit seinem Volk.

Nicht nur kulturell, auch Trail-technisch ist Jerusalem einfach einmalig und mit den Jungs, die wir zuvor am Bike Demo Day kennenlernten, durften wir die besten Trails davon erleben. Zu dem Zeitpunkt wussten wir nicht, dass wir mit Ofir jemanden an unserer Seite hatten, der maßgeblich zur Entwicklung und Erschaffung neuer Trails rund um Jerusalem und außerhalb beiträgt. Somit sollte nun jeden Tag ein Highlight das nächste jagen.

Der erste Tag mit den Locals sollte uns dann auch gleich aufzeigen, dass Israel nicht nur XC und flowige Wüstentrails zu bieten hat: felsige Downhillpassagen, hohe Drops und all das mit einmaligen Blicken auf die Stadt! Einzelne schwere Stellen wurden gemeinsam “ausgebouldert”, die perfekte Linie diskutiert, und sich gegenseitig angefeuert mit “yalla yalla ya patata”. Doch auch die Kultur kam nicht zu kurz – mit den Jungs hatten wir die perfekten Tourguides an unserer Seite, um nicht nur die besten Trails, sondern auch die Kultur und Geschichte Israels kennen zu lernen.

Ein wirkliches Highlight für uns in Jerusalem war der Night-Ride: wir hatten das Glück, mit Eliran den perfekten local Guide an unserer Seite zu haben. Gemeinsam mit ihm und einem riesen Trupp an Mountainbikern trafen wir uns Abends, um durch Jerusalem zu cruisen, durch enge Gassen, hunderte Stufen runter und hoch, vorbei an all den historischen Plätzen, Stadtmauern, Aussichtsplattformen, Kirchengebäuden, Marktplätzen – jubelnd, jauchzend, ausgelassen! So muss man Jerusalem erlebt haben!

Eliran war es auch, der uns zu einem weiteren Wüstenride zum Mar Saba-Kloster einlud. Es ist ein griechisch-orthodoxes Kloster im Kidron-Tal in der Juda-Wüste, 12 km östlich von Bethlehem. Mar Saba ist eines der ältesten bewohnten Klöster der Welt. Der Trail ging entlang einer extrem ausgesetzten Schlucht mit atemberaubenden Tiefblicken – stürzen nicht erlaubt! Wahnsinn, diese Kulisse!

An unserem letzten Tag in Jerusalem wurden wir erneut von unseren neuen Freunden Kobi & Ofir eingeladen. Wir hatten uns bereits daran gewohnt – in Jerusalem wird early bird gestartet, bereits um halb sieben gings los – und es hat sich sooo gelohnt! Die richtige Mischung aus Flow und technischen Abschnitten, kombiniert mit großartigen Ausblicken und natürlich einer großartigen Crew, machten den Tag erneut zu etwas ganz Besonderem. Dem längsten Trail Jerusalems folgte dann noch eine Einladung von den beiden zu selbstgekochtem Shakshuka (israelische Hausmannskost) – ein Traum!

Sweet, Sweeter, Sugartrail

Jeder Mountainbiker, der schonmal etwas über Mountainbiken in Israel gehört hat, kennt ihn – den Sugartrail. Wir waren super gespannt – die nächsten zwei Tage wurden wir geguided von Johan von Sababike. Ursprünglich ein Schwede, den das Land in seinen Bann gezogen hat und der nun sein eigenes Bikeunternehmen hier betreibt, ist ein super lustiger Typ, der immer die passende Story auf Lager hat. Nach all den Erzählungen und Videos waren die Erwartungen an den Sugartrail natürlich hoch – und wir wurden nicht enttäuscht: ewig lange Flow-Abfahrten in einer beeindruckenden Wüstenkulisse, zum tiefsten Punkt der Erde (-428m Meereshöhe) ließ uns Mädels den Grinser nicht mehr aus dem Gesicht bekommen. Aber eins sei gesagt: für “Flats” sollte man gerüstet sein – wir hatten insgesamt vier an der Zahl – Biken in der Wüste ist doch nochmal etwas anderes.

Eins unserer Highlights war dann am nächsten Tag auf der ToDo-Liste: von Arad ans Tote Meer: technischer als der Sugartrail und unglaublich beeindruckend, wie unterschiedlich Wüste sein kann in ihren Farben und Erhebungen! Und das Beste: der Trail endet direkt am Toten Meer, wo man tatsächlich schwerelos schwebt.

Timna Park & Mitzpe Ramon

Weiter im Süden erwarteten uns noch zwei weitere Highlights unseres Trips: Der Ramon Krater in Mitzpe Ramon und der Timna Park.

Der Ramon-Krater, der größte Erosionskrater in Israel gilt als eines der beeindruckendsten Naturphänomene der Negev-Wüste. Die Route durch den Makhtesh Ramon ist mit dem blauen Logo des Weges gekennzeichnet und führt teilweise über breite Schotterstraßen, meist aber über schöne leichte Singletrails. Die Route führt meist nah entlang des Kraters, somit sind gewaltige Tiefblicke garantiert!

Timna Park ist ein Nationalpark in der Nähe von Eilat im Süden Israels und ein echter Juwel – eine felsige Landschaft mitten in der Wüste. Ausgebaute Biketrails führten uns zu den Kunstwerken – geologische Formationen, wie der sogenannte “Mushroom”, der durch Erosion in seiner heutigen Form entstanden ist. Beim näheren Hinsehen können die Sandkörner entdeckt werden, aus denen diese Gebilde geformt sind und von Mineralien wie Eisenoxide zusammengehalten werden. Beeindruckend!

Sababa (oder: Warum Israel so großartig ist)!

Israel, ein Land voller Facetten, aber vor allem eines: unglaublich hilfsbereiten Menschen, die unseren Trip zu etwas ganz besonderem machten. Die unbedingte Gastfreundschaft, die wir in diesem Land erleben durften, wird uns wohl für immer in Erinnerung bleiben. In Israel durften wir nicht nur extrem schöne Landschaften, unglaublich flowige und spaßige Trails kennen lernen, sondern vor Allem eine unglaublich motivierte MTB-Community, wie wir so noch nie erlebt haben. Der Spaß auf den Trails, die Geschichten, die sie mit uns teilten, die Kultur, die sie uns näher brachten, die vielen Lacher, die sie uns bescherten – einfach einmalig! Vielen Dank für diese tolle Zeit!

Text von Manu Pichler

Fotos von Lena Koller and Manu Pichler