“Bikepacking”, die neue Spielart des Radreisens, wird unter abenteuerlustigen Bikern immer beliebter. Tatsächlich gibt es diese Art des Reisens jedoch so lange wie das Fahrrad selbst. Niemand weiß das besser als Brenda, eine unserer komoot-Pioniere, die seit sechzig Jahren regelmäßig ihr Fahrrad packt, um mit ihrem selbstgebauten Zelt und ihrer Familie ins Blaue zu fahren.
„Es begann alles um 1954. Es muss um diese Zeit gewesen sein, da es noch immer einige Produkte zur Rationierung gab. Mein Vater wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von der Signals Corp enteignet und kam nach Hause, um ein neues Leben aufzubauen. Er gründete eine kleine Fahrradwerkstatt und fuhr ein einzelnes Auto als Taxi. Er baute mir mein erstes Fahrzeug – ein Dreirad. Ich war so aufgeregt: Ich konnte einfach nicht abwarten, bis die Farbe getrocknet war, sprang einfach auf und radelte zum örtlichen Laden. Ich war so stolz.
Einige Zeit später reparierte er ein sogenanntes “Fairy Cycle”, ein Kinderfahrrad, welches ich ausprobieren sollte. Ich fuhr diese zweirädrige rote Schönheit sofort ohne Probleme. Das veranlasste meinen Vater, mir ein wunderschönes blaues Royal Enfield Fahrrad zu kaufen – komplett mit Felgenbremsen und Ein-Gangschaltung. Es war viel zu groß für mich. Meine Eltern kauften immer alles größer, damit ich hineinwachsen konnte.
So wuchs ich nach einiger Zeit endlich “auf das Rad” und los ging die Entdeckungsreise als ich sieben Jahre alt war. Nach einer wichtigen Abschlussprüfung in der Grundschule bekam ich ein neues Fahrrad geschenkt – wieder blau, mit einer Drei-Gang “Sturmey Archer”-Nabenschaltung. Was für eine Offenbarung: Ich konnte die Gänge wechseln und viel leichter bergauf fahren!
Mit 16 Jahren machte ich meine erste Radtour mit einem Schulfreund über die Hügel und Täler von Durham County. Die Straßen waren damals noch weitgehend autofrei, aber es gab auch keine eigenen Radwege. Wir übernachteten in Jugendherbergen – damals bedurfte es keiner Voranmeldung und man wurden gebeten, vor der Abreise diverse Aufgaben zu erledigen. Ganz im Gegensatz zu den heutigen, fast Hotel-artigen Einrichtungen.
Ein paar Jahre später hatte ich geheiratet und ein Baby. Es war 1974 – ein Jahr, in dem das Vereinigte Königreich in eine Ölkrise stürzte. Also investierten wir in Fahrräder, die mit einem Klappsitz für Babys ausgestattet waren. Es gab keine Kopfstützen auf diesen Sitzen, im Gegensatz zu den schön gefertigten Sitzen und Anhängern heute. Wir fanden es klasse und befestigten außerdem eine Holzkiste, um unsere kleinen Söhne darin mitzunehmen. Als unsere Kinder zu groß dafür waren, benutzten wir sie jahrelang, um unsere Campingausrüstung damit zu transportieren.
Unser erster Fahrrad-Camping-Ausflug mit den Kindern führte uns zur York Cycle Rallye und zurück. Mein Mann hatte ein altes Fahrrad gefunden, die vorderen Gabeln abgeschnitten und es mit einem Rahmen an seinem Fahrrad befestigt. Es war eine hausgemachte Version dessen, was heute als “Trailer Bike”, also ein Kinderfahrrad zum Anhängen an ein Erwachsenenrad, bekannt ist.
Wir fuhren weiter mit dem Fahrrad campen, sogar Oma kam mit. Gemeinsam fuhren wir mit dem Zug in das Gebiet, das wir erkunden wollten. In jenen Tagen Anfang der 1980er-Jahre konnten wir ein Tandem mit Anhänger, zwei Fahrräder und einen Anhänger mit Campingausrüstung im Zug mitnehmen. Es gab früher einen extra Wagen, in dem der Zugbegleiter fuhr, auf den die ganze Ausrüstung geladen werden konnte.
Dieses Foto wurde von der lokalen Zeitung aufgenommen und zeigt, wie wir damals unterwegs waren. Wir nahmen die lange Zugfahrt nach Cornwall im Jahr 1982 auf uns und radelten zehn Tage lang insgesamt 360 Meilen. Leider mussten wir verfrüht nach Hause zurückkehren, da ein Sommersturm durch das Land zog und umfangreiche Überschwemmungen verursachte. Obwohl wir keine Reservierung für die Reise hatten, brachte uns die gute alte britische Eisenbahn nach Hause und leitete uns in sieben Zügen in 24 Stunden um. Wir wurden sogar vom Stationsvorsteher durch den Bahnhof Birmingham geführt. Alles lief gut, bis wir um Mitternacht am Bahnhof von York wegen eines Bahnstreiks zum Stehen kamen. Ich packte die Schlafsäcke aus und wir schliefen, bis der Postzug um 5 Uhr morgens eintraf, der uns nach Hause brachte. Das waren glückliche Tage, dennoch gab es erstmal keine weiteren Bikepacking-Abenteuer, als wir das Kajakfahren entdeckten und die nächsten zwanzig Jahre im Kajak-Camping in Großbritannien und Polen verbrachten.
Im Jahr 2004 machten Probleme mit meiner Netzhaut es mir unmöglich, eine Kajakfahrt zu machen, worauf mein Mann mir vorschlug, wieder mit dem Tandem zu fahren. Wir machten uns auf den Weg, um die “Coast and Castles” Route nach Edinburgh zu fahren, zurück kamen wir über Keilder. So wurde in mir die alte Liebe zum Rad-Camping wieder geweckt. Eines Tages erfuhr ich von dem Nordseeküsten-Radweg und eine neue Idee wurde geboren. So nahmen wir uns 2006 eine Auszeit, um durch sieben europäische Länder zu radeln – und natürlich auch zu campen. Ich bin so froh, dass wir es getan haben! Die Fähren fuhren zwischen Norwegen und Shetland, so dass wir in neun Wochen knapp 3000 Meilen zurücklegen konnten. Und es hat unseren Glauben an die Menschheit wiederhergestellt, als uns andere Radfahrer geholfen haben, wenn wir den Weg verloren oder eine Unterkunft benötigten.
Seitdem sind wir in Großbritannien und Europa viele Male mit dem Rad unterwegs gewesen. Wir haben das Radwanderfestival für uns entdeckt, das jedes Jahr im Mai in Clitheroe stattfindet, und wussten, dass wir „unsere Familie“ gefunden hatten.
Wir haben jetzt Klappfahrräder und einen holländischen Radical-Design-Anhänger. Damit konnten wir Teile der Orkney-Inseln erkunden und umrunden, die wir vorher nicht besucht hatten. Ich habe jetzt auch das Selbstvertrauen, auf Solo-Campingreisen zu gehen – mit der zusätzlichen Sicherheit eines OAP-Buspasses (ein gratis Buspass in Großbritannien). Damit weiß ich, dass ich jederzeit in einen Bus steigen kann, wenn es zu hart wird.
Im vergangenen Jahr haben mein Mann und ich uns Koga-World-Traveller-E-Bikes zugelegt und wir hoffen, dass wir noch viele Jahre auf Radtouren unterwegs sein können. Eine weitere Änderung unserer Touren ist die Nutzung von komoot in unsere Routenplanung. Die App wurde uns von einem unserer Söhne gezeigt, der technisch versierter ist. Wir haben zusätzlich immer noch gerne eine gute alte Papierversion, aber komoot ermöglicht uns auch, spontaner zu sein und bietet zudem eine Plattform, in der wir unsere Erinnerungen speichern können: Fotos, Routen und Highlights, die wir unterwegs finden.
Etwas, das sich über all die Jahre nicht geändert hat, sind die Freude und das Glück, das uns das Radfahren als gemeinsame Familienunternehmung bringt.”
Hier könnt ihr Brendas jahrelange Abenteuer auf komoot verfolgen: Brenda’s komoot Profil
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